Piratischer Herzschmerz
Grundsätzlich finde ich die Piraten ja sehr sympathisch. Und vielleicht wähle ich sie auch bei der nächsten Wahl, das Thema Bürgerrechte und Datenschutz scheint mir gerade sehr wichtig. Das Thema gender und queer hingegen, das mir eigentlich noch viel wichtiger ist, hingegen, klammern sie aus und wie ein Posting von Danilo bemängelt, mischen da auch Leute mit, deren Position ich absolut zum Kotzen finde.
Ja, wenn überhaupt, dann wäre ich nicht Pirat, sondern ganz ausdrücklich Piratin. Und wenn ich die Zeit und die Kraft übrig hätte, dann würde ich den Kampf gegen die maskulistischen Windmühlen und das „ach, Frauen sind doch schon gleichberechtigt, was wollt ihr noch?“ aufnehmen. Dann würde ich mich dafür einsetzen, daß es GenderQueerPiraten gibt. Ich finde es richtig bedauerlich, daß eine Partei, die mir ansonsten so sympathisch ist, bei einem für mich so wichtigen Bereich so gar nichts von sich gibt.
Ich habe nur die Zeit und die Kraft dafür nicht übrig. Mein eigenes Leben – klingt egoistisch, dient aber der Erhaltung meiner Kräfte: wem nützte es, wenn ich mich verbrenne, wie ich es für meine Magisterarbeit schon getan habe? 1 – hat Vorrang. Dann kommt die Kunst. Dann ein hier noch nicht spruchreifes queeres Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Und dann brauche ich auch mal Zeit ohne ToDos. Tut mir leid, parteipolitisches Engagement ist von mir in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.
Ceterum censeo: Emanzipation ist nicht nur eine Sache, die in der offiziellen Politik – in dem, was durch Gesetze, Regelungen, Verfügungen beeinflußbar ist – stattfindet. Emanzipation ist in meinen Augen vor allem kulturell. Solange noch eine Frau, die im Blaumann am Bahnhof auf ihren Zug wartet, komische Blicke erntet, sind wir noch nicht emanzipiert. Solange Werbefuzzis überhaupt noch auf die Idee kommen, jedes nur erdenkliche Produkt mit weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmalen zu bewerben, sind wir nicht emanzipiert. (Welche Werbewirkung hätte ein Plakat, auf dem nur eine männliche Lendengegend zu sehen ist, in eine knallenge Jeans gehüllt, wo allzu deutlich erahnbar ist, was der Typ in der Hose hat?)
Ceterum censeo, die Zweite: Männer, emanzipiert Euch! Wir haben Ingenieurinnen und Kampfjetpilotinnen, aber wo bleiben die Grundschullehrer, Erzieher, Altenpfleger und Hausmänner? Warum müssen schwule Fußballer immer noch den sozialen SuperGAU fürchten, wenn sie sich outen?
- hatte danach nen veritablen Burnout, muß ich nicht nochmal haben; wer mich in dieser Zeit miterlebt hat, weiß wahrscheinlich, wie ich damals in den Sielen hing. ↩