Aus dem Alltag: Knapp vorbei ist auch verpaßt…

Da bestelle ich vorgestern ein Buch. Heute morgen gehe ich aus dem Haus und denke, ach, das kommt bestimmt erst morgen oder nächste Woche. Vor der Haustür kommt mir ein Postmensch entgegen, ich denk erst, mhm, schon der Briefträger? Erst ein paar Meter weiter seh ich, daß das Paketauto ein Haus weiter steht. Und das Paketchen in seiner Hand sieht mir verdächtig nach amazon-Sendung aus. Da ich es eilig habe (ich will das freitagmorgendliche Meeting in der Firma nicht verpassen), drehe ich mich nicht um und frage. Gucke ich später im Büro bei DHL in die Sendungsverfolgung: tatsächlich, das Buch wurde zugestellt.

Jetzt mach ich gerade ein Teepäuschen auf Arbeit, und wenn ich heute abend heimkomme, kann ich es wahrscheinlich bei meiner Nachbarin abholen.

Und ich weiß, es ist absolut nicht politisch korrekt, daß ich beim pöhsen Buchversandmogul kaufe statt im lokalen Handel. Den Tante-Emma-Buchladen in meiner Nähe müßte ich aber erstmal ausfindig machen (kann mir jemand einen Buchladen in Nord-Neukölln empfehlen? Außer der Hugendubel-Filiale in den Neukölln-Arcaden?) und auch die Zeit haben, hinzugehen. Ist mit meiner Lohnarbeitssituation nicht so ganz einfach. Schöne neue Welt. Für mich ist es einfacher, solche Dinge über das Internet zu bestellen. Für mein Büro z. B. brauche ich eine neue Tischlampe. Meine alte leuchtet nicht mehr so gut. Und weil wir jetzt ja alle auf Energiesparlampen umgestellt haben, werde ich mir Ende des Monats eine neue LED-Tischlampe besorgen.

5 thoughts on “Aus dem Alltag: Knapp vorbei ist auch verpaßt…

  1. Hallo Maren, ich habe gerade mal die Öffnungszeiten vom Buchexil angeguckt, tja, das mit dem einfach vorbeigehen ist schwierig, es sei denn, ich habe gerade Urlaub: so als Vollzeit-Angestellte sitze ich nämlich just dann im Büro.

    Aber danke für die Empfehlung.

  2. Es ist absolut nicht politisch korrekt einen Giftmüllcomputer aus Lohnsklavenarbeit zu besitzen, geschweige denn ihn zu benutzen, währenddessen anderen Menschen den Sauerstoff wegzuatmen, danach die Klospülung zu benutzen, baden zu gehen und Kleidung zu tragen.

    Mit anderen Worten: Leben ist nicht politisch Korrekt.

    Also mach dir keine Sorgen und bestell weiter bei Amazon – die lokalen Buchläden bestellen dir deine Bücher auch beim Großhändler.

    Einen Spezialtip gäbe es da aber noch: lies gar keine Bücher – wenn dein Computer sowieso schon an ist – lies am Bildschirm – ist eh besser – oder welches Buch in deinem Regal leuchtet im Dunkeln ;?

  3. Hallo Jonobo,

    vielleicht hätte ich statt „politisch korrekt“ eher „ethisch“ sagen sollen? Ja, mag sein, daß Leben an sich nicht politisch korrekt ist. Und doch ist mir deshalb nicht einfach alles scheißegal. Meine Welt ist nicht schwarz und weiß, sondern hat viel Platz für Bunttöne. Es gibt sowas wie Abstufungen und ich bestehe darauf, daß jedeR die Möglichkeit hat, sich einfach mal die existenzialistische Frage zu stellen: Wäre es gut, wenn ALLE diese Wahl träfen? Es ist ein Unterschied, ob ich einfach meinen Müll in die Landschaft kippe, auch wenn vielleicht zehn andere das vor mir getan haben. So oder so: Ich mache mir diese Gedanken, weil ich den kleinen, örtlichen Buchhandel erhaltenswert finde. Ich mag es, in Buchhandlungen wie dem Otherland (danke für die Erinnerung, tigr, ich war viel zu lang nicht mehr da) zu stöbern, wo ich auch mal Bücher jenseits des Schema F ganz real in die Hand nehmen und darin blättern kann oder mit einem Buchhändler fachsimpeln kann, der was von der Materie versteht. Inhaltliche Korrektur: Auch wenn der kleine Buchladen ebenfalls beim Grossisten bestellt, so verdient dabei der Buchhandel mit und eben nicht nur der Großhändler. Und ich bedaure es, daß ich im Moment die Zeit und Muße für derlei Stöberei nicht aufbringe.

    Genauso liebe ich den Asialaden um die Ecke – zum einen, weil ich das Angebot mag und dort Dinge ganz real ansehen, fühlen, riechen kann, die man beim stromlinienförmigen Versandhändler nicht findet, zum anderen wegen der Atmosphäre dieses Ladens: so eine Ruhe, eine Stimmung, wo ich durchaus mal eine Viertelstunde in den Regalen rumgucken kann, as habe ich im Supermarkt nicht. Drittens mag ich den Ladeninhaber, der mir durchaus auch mal Küchentips gibt. Damit ist nicht gesagt, daß ich nie wieder bei Amazon einkaufe (war das Wort „pöhse“ etwa nicht ironisch genug?), denn Versandhandel kann durchaus nützlich sein. Und ich sage auch nicht, daß diese oder jene Firma per se schlecht ist. Nur: es gibt halt auch noch Alternativen, auch wenn die nicht ganz so bequem sind.

    Achja, und ich finde Lesen am Bildschirm sehr viel unbequemer als ein klassisches Buch. Du hast es hier mit so einer altmodischen Bibliophilen zu tun, die durchaus auch noch von Hand schreibt, mit, Schreck laß nach, Füller. Die Musik durchaus auch in Form von Noten aus der Bibliothek leiht. Wenn ich entspannt lesen will, ist der Computer aus.

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