Schnipsel, diese Woche aufgefangen und kommentiert
„Dass die christliche Theorie der Schöpfung nicht in der Schule gelehrt werden dürfe, habe für junge Menschen gravierende Folgen hinsichtlich ihres Denkens über den Sinn des Lebens und der Motivation zum Leben und Lernen.“ (Quelle)
Ja, und gut so. Die Schöpfungslehre ist halt keine wissenschaftliche Theorie. Dazu fehlt ihr schon die Falsifizierbarkeit. Sie ist ein Mythos, und das meine ich jetzt nicht abwertend: Mythen können etwas wundervolles und Inspirierendes sein. Aber wenn man sie absolut setzt und wörtlich nimmt, landet man im Fundamentalismus. Und darum gehört sie, wenn überhaupt, in den Religions-, nicht in den Biologieunterricht. Ich finde, mein Verständnis von der Welt hat durch die intensive Auseinandersetzung mit der Evolution nur profitiert und wenn ich diese „gravierenden Folgen“ nicht hätte, dann würde ich sie wirklich vermissen. Evolution als „Religion“ zu bezeichnen, ist vollkommen an der Sache vorbei und zeugt von einem Geist, der in einem Dualismus von Religion und Wissenschaft gefangen ist. Und „heidnisch“… lassen wir das. Vielleicht teilen Evolutionsbiologen mit den Neuheiden, die ich mag, oberflächlich gesehen, das Interesse an der Natur. (Über Naturbegriffe sage ich jetzt mal nix.) „Heidnisch“ scheint für diese Art von christlichen Funktionären alles zu sein, was ihr reaktionäres, autoritäres Gottesbild anzweifelt und dem Menschen Autonomie zuspricht. In diesem Sinne, wie in einigen anderen, bin ich sehr gerne heidnisch.
ich finds erschreckend, dass das jetzt auch zu uns rübergeschwappt is. die machen da ein problem, wo gar keins ist. mein grundschullehrer hat uns das damals sehr einleuchtend erklärt: in reli lernen wir, dass gott alles gemacht hat, und in erdkunde lernen wir, wie er es gemacht hat. wer sagt denn, dass bei gott ein tag auch nur 24 std. hat? 😉 obwohl mir damals schon klar war, dass das zwei völlig verschiedene… dinge, ansätze? sind, fand ich diese erklärung von meinem lehrer sehr schön… dass eben beides möglich ist … und nicht nur ein entweder – oder…
Mhm, diese immer noch/wieder schwächelnde Trennung von Staat und Kirche in unseren Landen gibt mir immer wieder den Impuls, die diskursiven Hämmer auszupacken. Aber Martin berichtet gerade mal wieder einen sehr schönen Fall: „Religiöse Rechte“ im toten Winkel. Besser und differenzierter könnte ich es nicht beschreiben. Ich bin ja mit einer eher unkonventionellen Religions-Konfiguration groß geworden (das ist fast Stoff für einen eigenen Artikel – aber ich bin dankbar, daß mir nie eine bestimmte „Wahrheit“ eingetrichtert wurde), und es ist vielleicht mein Glück, daß „Glauben“ im Sinne von: etwas bestimmtes unbedingt für wahr halten wollen, für mich immer eine recht untergeordnete Rolle gespielt hat. Und vielleicht war es ausgerechnet mein kindliches Interesse an Indianern, das meine Mutter nach Kräften mit Stoff über die realen Native Americans fütterte, das mich sowohl zu einer gewissen Neugier, was denn dieses Wunderding namens Universum ist, geführt hat, als auch zu meiner Naturspiritualität – die mit Wissenschaft sehr gut zusammengeht, gerade weil sie in einem anderen Modus funktioniert und eine vollkommen andere Funktion hat.