Gedanken über Krempel
Über Weihnachten war ich unter anderem bei meiner Mutter und meiner Großmutter. Die beiden wohnen jetzt, nachdem sie zwanzig Jahre Tür an Tür in einem gemeinsamen Doppelhaus gewohnt haben, in einer gemeinsamen Doppelhaushälfte. Der Umzug mußte ziemlich hoppladihopp gehen, da sie schneller einen Mieter für die andere Haushälfte gehabt haben, als sie je gedacht hätten (Dorftratsch ist eben manchmal sehr effizient – man muß es nur der richtigen Person erzählen).
Und da meine Großmutter jemand ist, der wenig wegwirft (man selbst, oder jemand aus der Familie, könnte es ja später nochmal brauchen), hatte sich eine Menge Kram angesammelt. Alte Kleider, alte Bücher, Spielzeug en masse (und in meiner Familie gibt es nun lange schon keine Kinder mehr, daß welche kommen, zeichnet sich auch nicht ab).
Das alles wurde jetzt in den Keller gestopft und jedes Mal, wenn meine Schwester und ich da sind (mein Bruder kommt nur mal tagsüber auf Besuch), werden wir gebeten, doch bitte mal die Schränke durchzusehen, ob wir nicht doch noch was brauchen können. Ich kann meistens nicht und mittlerweile hat das “dann kommt das alles weg” nicht mehr den Charakter einer Drohung für mich, da möchte ich sagen: “Ja, bitte, entsorgt den Kram endlich, schafft die Klamotten zur Altkleidersammlung, verschenkt die alten Spielsachen und Kuscheltiere, bringt die Bücher zum Büchertisch und entsorgt das Geraffel, das heute kein Mensch mehr einsetzt, bevor ich es eines Tages tun muß!”
Ich selbst versuche seit einiger Zeit, meinen Hausrat umzustellen: Lieber gute Dinge anschaffen, die lange leben, Sachen selbermachen (OK: meine Kreativität ist eine Quelle ständigen Krempels), mir überlegen, welche Dinge ich wirklich mag und auch benutze und das, was ich nicht mag oder nicht benutze, loswerden.
Sachen bekommen ist leicht. Man bekommt sie geschenkt (mindestens die Hälfte meines Mobiliars ist geschenkt), man stellt Sachen selbst her und vor allem kauft man hier mal was und da mal was. Aber wie wird man sie wieder los? Das ist, wenn man nicht alles in die Mülltonne haut, richtig anstrengend!
Auf meine "Umsonstladen"-Seite zum Beispiel kriege ich kaum Reaktionen. ebay macht viel Arbeit, potentiell viel Streß und lohnt sich nur selten. allesundumsonst.de ist im Prinzip ne nette Sache, nur eine Abholtermin zu machen, ist nicht so einfach, wenn man wenig zu Hause ist (und ich mag es nicht, wenn Leute zusagen, was abzuholen, aber dann doch nicht kommen). Ich geb es zu: Es gibt ne ganze Menge, das ich nicht einfach für lau weggeben mag. (OK, es gibt auch einiges, was ich für lau hergebe.)
Vielleicht probiere ich es ja demnächst mal bei einigen Sachen mit den guten alten Anzeigen – muß ja nicht in einem Printmedium wie der Zweiten Hand sein, es gibt ja inzwischen sowas wie craigslist oder die eBay-Kleinanzeigen.
Wo es so anstrengend ist, Dinge loszuwerden – warum bin ich da eigentlich noch so verführbar mit schönem Krempel? Warum gibt es da immer noch diese starken “Willhaben”-Impuls und warum habe ich angesichts dessen immer noch so viele materielle Wünsche? Menschen sind komisch. Ich eingeschlossen.