Bloggerinnen!
Ob ich dieses Jahr zur re:publica gehe, weiß ich immer noch nicht. Irgendwie fühle ich mich angesprochen, wenn es um das gern beklagte Phänomen geht, daß Frauen in technischen Zusammenhängen unterrepräsentiert seien.
Bild: stock.xchng
… andererseits, warum sollte ausgerechnet ich dafür verantwortlich sein, diesen Mißstand zu beheben, wenn ich nicht aus Interesse am Thema hingehen würde? Und wenn es andere Veranstaltungen gibt (für die es Geld und Urlaub beiseitezulegen gilt), die mir wichtiger und nun mal nicht tech- oder netzaffin sind, wie z.B. die Probenklausur meines Chores?
Ich will nicht sagen, daß an der Klage über die geringe Partizipation von Frauen an technischen Themen nichts dran sein: In einem ZEIT-Artikel (von 2008) etwa wurden einige A-Blogger vorgestellt. Was fällt auf? Richtig: Alles Männer.
engls „Was tun“ kann ich indessen voll zustimmen: she-publica 2010? Auch ich schwanke angesichts dessen immer wieder zwischen Ratlosigkeit und dem oben beschriebenen „mich nicht verantwortlich fühlen, obwohl es auch mein Problem ist“.
Zum „Warum“ des Phänomens haben die haecksen einen Präsentation gelinkt, die m.E. für alle technischen Bereiche gilt: Women in FLOSS
Bloggen Frauen eigentlich anders? Statistisch gesehen möglicherweise ja. Doch erstens: Das sollte nicht den Blick darauf verstellen, daß es möglicherweise Männer gibt, die ebenso von ihrem privaten Befinden, ihren Basteleien erzählen oder die schrägen Aktionen ihrer Katzen und Kinder ablichten, die das aus purer Freude an der Kommunikation tun. Und ebenso mag es Frauen geben, die sich sachlich und nicht-trivial über Medien oder Programmieren auslassen und dabei ehrgeizig zu Werke gehen. Zweitens: Ist etwas am Anders-Bloggen verkehrt, liegen darin nicht möglicherweise Eigenschaften, die fürs Bloggen wünschenswert sein können? Robert Basic ging sogar so weit, zu fragen, ob Frauen die höheren Blog-Wesen seien:
sie vernetzen sich besser, sie kommentieren mehr untereinander, sie verlinken mehr, sie schreiben schöner. Ufffz… ich tendiere bei allen Faktoren mit einem Ja zu antworten:) Denn, denke ich übertragend daran, wie es hier auf dem Kaff ist, dann sind die weiblichen Einwohner die perfekten Vernetzunsgwesen, während man die Männer mit dem Besen scheuchen muss, um mal hallo zu sagen:)) Der Mann kann wohl 30 Jahre irgendwo wohnen, aber niemand wird ihn kennen. Die Frau dahingegen kennt währenddessen schon alle Geheimnisse eines jedes Dorfbewohners. Tja.
Was bestimmt mein Lese- und Blogverhalten in puncto Geschlecht? Es gibt zwei Gründe, die mich dazu bringen, ein Blog zu lesen: a) das Thema interessiert mich b) die Person interessiert mich, z.B. weil wir Freunde sind oder so.
Das Geschlecht der/des Bloggenden ist da erst einmal relativ wenig relevant. Es schlägt sich allerdings im Blickwinkel auf die Welt nieder, damit im Ton und darüber auch darin, wie gern ich das betreffende Blog lese. Und manchmal ist es eben thematisch relevant: es gibt nur wenige Blogs über feministische Themen, die von Männern gemacht werden (eine Ausnahme ist das genderblog). A-Blogger-Blogs lese ich nur, wenn mich das dort Geäußerte irgendwie interessiert. Was umgekehrt auch heißt: Ich lese Strickblogs, wenn sie mein Strick-Interesse mit gutem Futter versorgen, und ich schaue mir Katzenbilder an, weil ich Katzen mag. Ich lese Webdesignblogs aus Interesse an Computern, Lifehackingblogs aus Interesse am Lifehacking und Musikerblogs aus Interesse an Musik. Wenn ich meine Blogroll so durchsehe, dann ist sie geschlechtstechnisch gut gemischt.
Und doch will ich hier mal ein paar Blogs von Frauen empfehlen, die ich gern und regelmäßig lese:
- Luisa Francias Webtagebuch. Luisa schrieb ihr Webtagebuch schon, bevor es das Wort „Blog“ eigentlich gab, und daß sie das immer noch mit einer derartigen Ausdauer und Regelmäßigkeit tut, finde ich klasse. Ich mag Luisas Bücher und Blogposts ja sowieso, ihren poetischen, unverstellten Blick, der mir immer wieder vor Augen führt, wie absurd der Alltag in Deutschland eigentlich ist, ja, daß die Welt eigentlich gar nicht so sein muß.
- Distel ist nicht nur eine unendliche Quelle kreativen „Will auchs“ für mich (letzten Endes hat sie mich mit den Bildern von ihren tollen Sachen zum Stricken und Spinnen angestiftet), sie hat auch einen nicht zu verachtenden Anteil am Magischen Netz.
- Die Wurzelfrau bloggt nicht nur (wenn auch selten), sie betreibt auch den Göttinnenklang und den Podcast Spirit Voice
- Das Wurzelwerk wird auch zu einem nicht geringen Teil von Frauen betrieben und mit Inhalten versorgt.
- Bodeceas Beobachtungs- und Traumschnipsel lese ich auch gern. Auch ihr „Lesen. Lesen.“-Literaturblog gefällt mir.
- Die Chikatze darf in meinem Feedreader auch nicht fehlen.
- Bei Shermin geht Magie durch die Küche, genauer: durch ihren magischen Kessel. Der macht mir immer wieder Lust aufs Kochen. Außerdem ist sie auch der Kopf hinter der Berlin-Kolumne.
- engl ist, wie mir blogoscoop verriet, Fast-Nachbarin von mir. Ich mag ihre Schreibe.
- Auch bei der absoluten Serokratie schaue ich gern vorbei. Zum Teil des Stils wegen, zum Teil, weil ich das Design einfach immer wieder anbetungswürdig finde.
- Und dann natürlich: Karans Beobachtungen über Kreativität, Musik und die Zeiten, in denen wir leben.
Und so mache ich wohl weiter damit, daß ich einfach tue, worauf ich Bock habe, und da ich gelegentlich Bock (und neben der Musik und den heidnischen Aktivitäten auch Zeit) habe, mich mit Techkram zu befassen, wird man mich dann und wann auf der einen oder anderen linuxigen Veranstaltung treffen, werde ich dann und wann über Dinge bloggen, die technisch ultraversierten Leuten trivial erscheinen mögen, mir aber neu waren und für Einsteiger meiner Einschätzung nach hilfreich sein können.
Huch, da werde ich ja erwähnt.. da muss ich wohl mal wieder den Kopf aus der Arbeit stecken und den Staub von der Berlin-Kolumne pusten. Leider hatte ich, trotz tausender Ideen und guter Vorsätze, einfach keine Zeit für sie. Das arme Kind. 😉 Spannender Blogbeitrag übrigens. Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht welchem Geschlecht meine Lieblingsblogs nun angehören. Wenn ich aber so drüber nachdenke, bewege ich mich da schon sehr stark in einer „Frauenwelt“, nur bei den nachbarschaftlichen Foodblogs sind auch einige Männer dabei (das ist dann wahrscheinlich so sterne-edelküchenmäßig, dass die Kerle sich dann wieder da heran trauen…). Oh, ups, das Blog vom eigenen Kerl vergessen. Das Lese ich natürlich auch. Und es hat ausnahmsweise nix mit Food-Content zu tun. 😉
Liebe Grüße
Shermin
Hm, also die Craft- und Strickblogszene ist ja sehr frauenlastig. Das Wort „A-Blogger“ hör ich grade zum ersten Mal, was das wohl darstellen soll? Wenn es sich dabei um Leute handelt, die berühmte Blogs schreiben, dann kenne ich da auch zwei Blogs von Frauen, die ziemlich berühmt sind, und wahrscheinlich auch ordentlich Geld abwerfen. Über den einen habe ich mal einen ARtikel gelesen und den Blognamen wieder vergessen, der andere ist der von Soulemama. Jeder Eintrag hunderte Kommentare. Aber alles „Hausweibchen ohne Technik mit Strick+ Quiltcontent“ und total nichtnerdig, es sei denn man rechnet Nähmaschinen- und Fototechnik dazu. Die Frau besitzt eine Bernina 440 QE und mehrere Nikons und hat auch eine Fotografieausbildung öchz g
Hm, da schneidest du gleich mehrere Sachen auf einmal an… Erstmal denke ich: Deutschland ist hinter Amiland in manchen Punkten echt zurück. Zweitens: In der (deutschen – oder ist das international ähnlich?) ‚Blogosphäre‘ werden offenbar nur bestimmte Themen als relevant wahrgenommen – Craft- und Textilthemen scheinen im Gegensatz zu technischen Themen nicht dazuzugehören. Womit wir wieder bei dem eigentlichen Anliegen des gynozentrischen Feminismus wären: Wertschätzung für das der „weiblichen Sphäre“ Zugeschriebene.
A-Blogger sind solche Leute wie in dem verlinkten Zeit-Artikel dargestellt. Also solche, die extrem hoch frequentierte, einflußreiche und kommerziell erfolgreiche Blogs machen.