Ich werde doch nicht etwa spießig?

Wo ich letztens über meine Wohnungsunlust bloggte…
SPACE for friends
Bild: ipernity / nottiestyle
Vor gut zwei Wochen war ich (als Ausgleich für ein ärgerliches, gerenne-trächtiges Mißgeschick) kurz mal bei IKEA frustkaufen. Für meinen inneren Geizkragen hatte ich auch eine Totschlag-Ausrede, nämlich daß ich dringend einen neuen Kochtopf brauchte. Der gläserne Deckel meines einzigen größeren Topfes hatte einige Wochen zuvor den Sturz vom Herd nicht überlebt. (OK, er war altgedient: daher hielt sich das Ärgernis über das Kaputtgehen in Grenzen.) Den Topf holte ich mir dann auch, plus ein paar nette Kleinigkeiten.
Aber was meine bisherige „brauch ich doch nicht, geht doch auch wie bisher!“-Geizkragen-Mentalität aus dem Konzept bringt, war der Gedanke: Ich könnte mir ja mal, also so wirklich, nicht mehr ausreden, was ich echt brauche und – Version für Fortgeschrittene – echt haben will. Denn das gelingt mir bisher nur mit Büchern und Hobbygedöns, aber seltener mit Klamotten und erst recht nicht mit Wohnungseinrichtung. Ob mein Impuls, zu geizen, ein Indikator ist, daß ich etwas wirklich brauche?

Ich kenne es von zuhause nicht anders als provisorisch. Zusammengestoppeltes, das seine Funktion erfüllt, aber nicht schön und nur selten behaglich ist. Und ich hasse diese Provisorien. Ich will inzwischen Lösungen mit Hand und Fuß. Dinge, bei denen ich mich freue, wenn ich sie benutze: nicht notwendigerweise viele, sondern die richtigen. Ich denke sogar über ein Ordnungssystem für meine Akten nach, weil mir das den ständigen Kampf mit der „Schuttmulde“ und den zig Aktenordnern ersparen oder wenigstens erleichtern würde.
Doch ich ertappe mich bei dem Gedanken, daß zusammenpassendes Geschirr (und genug davon), Pendellampen statt nackter Glühbirnen oder etwas höherwertige Sessel (statt der billigsten, die man sich leisten kann) oder gar ein Aktenordnungssystem – überhaupt: großartig Geld und Hirnschmalz für mein Zuhause aufzuwenden – irgendwie spießig sind. Oder etwa nicht? Was ist eigentlich spießig? Ist es spießig, sein „Basislager“ behaglich haben, sich an diesem Ort wohl fühlen zu wollen?
OK: Spitzentischdeckchen und gehäkelte Klorollenabdeckungen gehen dann doch mal gar nicht 🙂

Ich weiß inzwischen, daß ich einen gewissen „Zen“-Appeal – also klare Linien, minimale, funktionale Formen, eher zurückhaltende Farben, wenig Muster – mag – also nicht deutsche Eiche und auch keine Schrankwand mit TV-Regal. Ich möchte das Gefühl haben, beweglich zu sein; idealerweise (auch wenn das bei einer Universaldilettantin wie mir utopisch ist) den Überblick über meine Habe zu haben, ja: daß ich meinen Besitz unter Kontrolle habe und nicht meine Besitztümer mich. Ich mag helles Holz und nur wenige Akzente in starken Farben. In meiner Bude, die ohnehin nach Norden geht und dementsprechend duster ist, muß die Einrichtung hell sein. Wände in dunklen Farben, Tapeten mit starken Mustern – das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber Pastell ertrage ich auch nur sehr beschränkt.

Nun… meinem Geschmack in puncto Einrichtung muß ich wohl noch so richtig auf die Spur kommen… Was meint Ihr: wo bekomme ich da Inspiration?