Das Realnamennetz und ich

Bislang versuche ich ja, meine online-Präsenzen ein wenig getrennt zu halten. Ich führe eine Art digitales Doppelleben. Meine Pseudonymie ist natürlich eingeschränkt, da in allen meinen Präsenzen ein Impressum mit meinem Realnamen steht. Aber ich versuche bisher eben, von meinem Realnamen umgekehrt keine Spuren zu meinen Pseudonymen zu legen.

Bisher. Anfechtungen kommen jedoch immer wieder. Eine heißt zum Beispiel flattr – da ich dort schon einen Account unter meinem bürgerlichen Namen habe, käme es mir irgendwie doof vor, jetzt noch einen für mein Pseudonym anzulegen, und wenn ein Freund meint, auch hier gäbe es einiges flattrtaugliches, dann verlockt mich das schon. Zumal ich hier wesentlich mehr schreibe als auf meinem Realnamenblog. Eine andere sind die Damenwochen bei The Setup, wo ich mich zu gerne vorstellen und nur zu gerne auch ryuu.de erwähnen würde – es ist einfach das einzige wirklich nerdige meiner Blogs. Aber: The Setup ist eine Klarnamengeschichte.

Wenn ich jetzt sage: „Fuck you, ich verstecke mich nicht“, muß ich, ob ich will oder nicht, zu dem stehen, was ich bin. Auch zu den „unbürgerlichen“ Seiten, die ich bisher nur unter Pseudonym zeige. Zum einen sehe ich selbst nichts, wofür ich mich schämen müßte. Vielleicht stecken sogar Chancen darin, mich mehr und offener als die zu zeigen, die ich bin. Aber: Will ich diesen Schritt wirklich gehen? Mit allem, was ich bin: queere feministische Lesbe, Heidin, Goth, Metalhead, Handarbeitsfan, Musikerin – auch unter meinem realen Namen zu finden sein? Mit allen Konsequenzen, die das z.b. für meine Karriere haben könnte?

Vor der Frage stehe ich übrigens auch wegen einem Buchprojekt, das, wenn es je fertig wird (uffz), mich noch heftiger mit der Entscheidung „Pseudonym oder Realname“ konfrontieren wird.