Grifflöcher in die Vuvuzela bohren? Besser nicht!
Und noch was zur Vuvuzela. Ich wollte es eigentlich bei dem ersten Post bewenden lassen, doch hier schlagen immer wieder Leute mit Suchanfragen wie “vuvuzela grifflöcher” oder “vuvuzela löcher bohren” auf. Bei diesen Fragen juckt es mich zu sehr in den Fingern, meinen instrumentenkundlichen Senf dazu abzugeben.
Quelle / cc-by flickr-user lisatozzi
Um mein “Besser nicht!” zu erläutern, muß ich ein wenig ausholen. Allen Blasinstrumenten ist gemein, daß sie ihren Klang durch eine Luftsäule erzeugen, die im Innern des Instruments schwingt; die Länge dieser Luftsäule bestimmt den Ton. Wie diese Säule zum Schwingen angeregt wird, ist sehr verschieden:
- Brechung an einer Kante (Flöten)
- ein Rohrblatt, das auf eine feststehende Platte schlägt (Rohrblattinstrumente wie z.B. Klarinette)
- zwei Rohrblätter, die gegeneinanderschlagen – bei den Doppelrohrblattinstrumenten, wie z.B. Oboe und Fagott
- die Lippen des/der Spieler_in wie bei den Blechblasinstrumenten.
Es ist auch diese Art der Klangerzeugung, nach der die Instrumente klassifiziert werden – moderne Querflöten etwa bestehen zu 100% aus Metall, werden aber nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch wegen ihrer Verwandtschaft zu den Holzblasinstrumenten gezählt. Genauso zählt das Saxophon als Rohrblattinstrument zu dieser Familie.
Will man nicht nur einen Grundton spielen, so gibt es bei den Blasinstrumenten sehr verschiedene Möglichkeiten, die Tonhöhe zu modifizieren:
- Posaunen verfügen über einen Zug, mit dem die Länge des schwingenden Rohres variiert werden kann,
- moderne Trompeten haben Ventile, die das Rohr jeweils um ein kleines Stück verlängern,
- und bei den Holzblasinstrumenten, also Flöten und (Doppel)Rohrblattinstrumenten, wird die Länge der schwingenden Luftsäule durch das Offenlassen oder Schließen der Grifflöcher modifiziert.
Des weiteren kann bei allen Blasinstrumenten die Tonhöhe durch die Intensität des Anblasens, durch das Überblasen (d.h. es erklingt nicht mehr der Grundton, sondern ein Ton der Obertonreihe) und bei den Blechblasinstrumenten auch durch die Lippenstellung modifiziert werden.
Wer ein wenig mitgedacht hat und sich erinnert, daß harmonische Verhältnisse in der Musik stets Schwingungsverhältnisse widerspiegeln, erkennt das Problem am Ansatz „Löcher bohren“ bereits: Ihre Position muß in Relation zur Gesamtlänge des Instruments errechnet werden und sie müssen sehr präzise gebohrt werden, damit man eine harmonische Tonleiter – und damit Melodien – darauf spielen kann. Die durchschnittliche Vuvuzela ist 58 cm lang, das ist bereits eine Länge, bei der ich vermute, daß es schwierig werden könnte, alle Löcher mit bloßen Händen zu greifen. Bei den größeren Exemplaren mit Längen von bis zu einem Meter wären dann schon Klappenmechaniken nötig. Ob es dann überhaupt machbar ist, sie fest genug zu halten, daß man auch noch den nötigen Druck zum Anblasen hinbekommt, ob man angesichts der Druckverhältnisse auf einem Blechblasinstrument die Finger auf den Löchern halten kann und ob sich die Spielbarkeit nicht durch Grifflöcher dramatisch verschlechtert: das kann ich als Nicht-Blechbläserin nur mit meinem Buchwissen nicht beurteilen – wenn hier zufällig ein Blechbläser vorbeischneit, kann er/sie ja mal dazu Senf geben 🙂
Es gab im 18.Jh. vor der Erfindung der heute üblichen Ventiltrompete (1813) Versuche einer Trompete mit Grifflöchern und später mit Klappen (die nur eine komfortablere Version der Grifflöcher darstellen und z.B. Lochabstände greifbar machen, die “mit bloßen Händen” nicht spielbar wären). Diese haben sich aber nicht durchgesetzt. Grifflöcher haben auch einige historische Blasinstrumente, die vom Spielprinzip her Blechblasinstrumente sind: Zink und Serpent. Ihr Klangcharakter ist jedoch ein vollkommen anderer als der einer modernen Trompete, und der Zink steht im Ruf, extrem schwer spielbar zu sein.
Grifflöcher in eine Vuvuzela zu bohren, ist also keine sonderlich gute Idee. Mit einer echten Trompete hat $mensch dann vielleicht eher Spaß, so man einen Ton herausbringt (auch auf der Vuvuzela schaffen das, so will es die urban legend, nur die Hälfte der Leute, die es versuchen, , und bevor man da eine Melodie spielen kann, heißt es auch: Üben!
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