Alles nur geschwätzt.

Das pflegt meine beste Freundin über Dinge zu sagen, die so herausragend schön oder erhebend sind, daß sie alles andere in den Schatten stellen. So ein Erlebnis war, im Nachhinein betrachtet, das Konzert am Mittwoch. Warum? Weil es für mich geradezu körperlich befriedigend war; und weil es mich mit ein paar Dingen in Berührung brachte, die ich fast vergessen hatte. Dieses Lied von den unvergleichlichen Singvøgeln bringt das ziemlich gut auf den Punkt:

Was, so schien mich dieses Erlebnis zu fragen, sind die Dinge, die ich wirklich will? Reiner Spaß ist nicht genug. Ich meine die Dinge, die mir ein Bedürfnis sind fast wie Atmen und Essen, die Dinge, die dieses tief erfüllte und zufriedene Gefühl hinterlassen, auch wenn die Beschäftigung damit sich manchmal wie harte Arbeit anfühlt. Die Dinge, die ich mit meinem Leben wirklich anfangen will. Das sind, auch wenn ich ein Hansdampf in allen Gassen bin und alle Naselang was Neues anfange1, ziemlich wenige Dinge. Musik, namentlich Singen, steht da an erster Stelle – aber auch die Gitarre gibt mir viel, stelle ich fest, und eigentlich will ich lernen, Songs zu schreiben. Und dann hat mich eine Unterhaltung mit einer ebenfalls singenden Freundin, zusammen mit dem vielen Metal-Input, dazu gebracht, meine derzeitige Art zu singen sowie das, was ich über meine Stimme zu wissen glaubte, in Frage zu stellen. Möglicherweise bin ich nicht der hohe Sopran, für den ich mich so lange gehalten habe. Und ganz sicher fehlen mir gerade ein paar Klang- und Ausdrucksqualitäten, die im Chorsingen fehl am Platz sind. Was mir einen Anstoß gibt, mal ernst zu machen mit dem Projekt „ryuu nimmt Solo-Gesangsunterricht“, das immer mehr Konturen annimmt…

So eine Konfrontation mit dem „Wirklich Wichtigen“ hat einen unangenehmen Nebeneffekt: Der Alltag fühlt sich danach erst einmal schal an. Die Bereitschaft, sich um Triviales zu kümmern, wird herbe gedämpft. All die alltäglichen Pläne fühlen sich auf einmal irrelevant an, ja: in Frage gestellt.(Nach den Schlußfolgerungen, die dann auf der Hand liegen, zu handeln, bleibt für mich schwer: immer noch ist die Gravitation des Alltags mächtig.) Liebe Leute, was tut Ihr in solchen Situationen?

  1. das an sich, als Meta-Ding, also: immer mal wieder meine Nase in was Neues stecken zu können, was mich gerade interessiert, könnte ich auch als eins dieser wichtigen Dinge ansehen