Zwei Jahrestage
Ha! Das wäre doch fast an mir vorbeigegangen, daß heute zwei „Tage der/des…“ sind.
Zum einen wird in Amiland am zweiten Montag im Oktober ein absolut unerfreulicher Feiertag begangen, der Columbus Day. Er erinnert an die Ankunft von Christopher Columbus auf San Salvador am 12. Oktober 1492. Ich war, als ich heute davon las, erstmal erstaunt, daß es so einen Feiertag gibt, der so eine unreflektiert kolonialistische Sicht auf die Geschichte Amerikas verrät. Es gibt aber schon seit langem Widerstand, vor allem von Native Americans, gegen das Gedenken an Columbus, das viel zu oft die blutige Kehrseit der Medaille ausblendet.
Zum anderen ist der 11. Oktober Coming Out Day. Kurz und bündig erklärt das dieser Eintrag im ARD-Teletext:
Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle sind aufgefordert, sich öffentlich zu ihren Neigungen zu bekennen (zu outen). Nur so ist laut Einschätzung von Homosexuellen-Verbänden eine größere Toleranz bei der Bevölkerung zu erreichen. Der Tag wird seit 1988 in verschiedenen Ländern begangen. Er geht zurück auf einen Protestmarsch von Schwulen und Lesben in Washington, die am 11.Oktober 1987 für die Gleichberechtigung von Homosexuellen demonstrierten.
Der Gedanke hinter der Forderung danach, sich zu erkennen zu geben, war ja nie: Schaut her, wie toll wir sind, sondern, wenn ich das richtig verstanden habe: Schaut her, wir sind da, wir sind Menschen wie alle anderen auch, wir sind genauso normal oder verrückt wie ihr, die ihr euch normal nennt, wir sind überall, und wir sind verdammt viele. Ich würde das ergänzen mit: Wir sind eure Nachbarn und Nachbarinnen, Kolleg_innen, eure Söhne und Töchter, Schwestern und Brüder und Tanten und Onkel, Freund_innen und Bekannte. Wir sind eben nicht „die anderen“. In diesem Sinne wünsche ich allen queers unter meinen Leser_innen einen frohen Coming Out Day 🙂