Musik mit Pinguin IX: Gitarren-Software
Ich kann mich noch gut an meine Gitarrenstunden erinnern, vor allem an die, als ich mich endlich zu den Fortgeschrittenen zählen durfte und Bach spielte. Stunden um Stunden verbrachte ich mit meinem Gitarrelehrer damit, Fingersätze auszufrickeln; er war ein guter Erfinder von unkonventionellen, aber effektiven Fingersätzen, die dann auch entsprechend in die Noten geschrieben wurden. Was ich schließlich auswendig lernte, waren nicht die Noten; es waren die Fingersätze. Im Lauf des FAWM ging es mir ähnlich: Oft hatte ich das Bedürfnis, zu notieren, wie ein bestimmter Akkord gegriffen wird. Dafür sind Tabulatur und Griffbilder immer noch ein probates Mittel.
Und darum haben Tabulatureditoren und Programme speziell für Gitarrist_innen, mit denen ich Gitarrenstücke als Tabulatur oder am besten parallel als Tabulatur und als Noten darstellen kann, ihre Berechtigung. Was ich da an OpenSource-Software für Linux finde, ist aber alles nicht soooo das Gelbe vom Ei…
Zuerst einmal gibt es Tuxguitar.

Das deckt einige Grundfunktionen ab, kann z.B. auch .gp5-Dateien öffnen, und man kann in die Tabulatur Griffbilder einfügen. Zu als Noten eingebenen Tönen schlägt es Tabulatur-Umsetungen vor und eignet sich so dazu, einem beim Fingersatz-Austüfteln Arbeit abzunehmen. Aber, K.O.-Mangel: Es hat keine Copy & Paste-Möglichkeit. Die Eingabe wird so gerade bei sehr repetitiven Stücken zur Arbeit für ein Waisenkind. Zu guter Letzt: Das letzte Release ist vom 1.11.2009, also für die Verhältnisse Freier Software schon ein Weilchen her.
KGuitar scheint mir etwas ausgereifter, will aber auf meinem GNOMEn nicht speichern. Die Darstellung in konventionellen Noten wollte nicht so, wie sie sollte, und die Eingabe könnte irgendwie komfortabler sein. Auch fehlt mir die Möglichkeit, Akkord-Griffbilder einzufügen. Immerhin, im Gegensatz zu tuxguitar kann es Copy & Paste. Und das Feature, automatisch einen Akkord in einem bestimmten Zupfmuster darzustellen, ist auch sehr nett. (Toll wär’s natürlich, wenn man auch selbst erstellte Zupfmuster hinzufügen könnte.) Egal- so sieht’s aus:

Dann lief mir noch Songwrite über den Weg:

Extrem minimalistisch, kann, wie es aussieht, eine Menge, aber die mauslastige Bedienung – um einen Ton einzugeben, muß man erst einmal die Saite anklicken und dann die Bundzahl eingeben- ist nicht meins. Außerdem habe ich auf den ersten Anhieb keine Möglichkeit gefunden, fehlerhafte Töne schmerzfrei zu löschen.
Noch nicht getestet habe ich die Linux-Version von GuitarPro. Falls ich das teste, bekommt es hier einen gesonderten Eintrag.
Was ich damit sagen will: Liebe Open Source-Community – weil ich die Aufforderung kommen höre: ich kann mich nicht an allem, was ich nützlich finde, beteiligen – auf dem Gebiet „Open Source-Programme für Musiker_innen“ sind echt noch große Blumentöpfe zu gewinnen.