Freude…
… das Songschreiben hat mich wieder! Auf meinen Saiten, in meinem Schmierheft, in Textfragmenten auf meiner Festplatte und natürlich in meinem Kopf entstehen gerade ein paar neue Lieder. Diesmal ist wachsen sie mehr aus dem Improvisieren, aus scheinbar ziellosem Herumschraddeln und Experimentieren mit Akkordmustern. Sehr von der Gitarre aus. Meine Nachbarn müssen gerade damit leben, daß ich meine Freundschaft mit dem Plektrum vertiefe und viel mit vollgriffigem strumming spiele. Auf jeden Fall entdecke ich dissonante Akkorde ganz neu, denn auf der Gitarre, in einem Folk/Rock-Zusammenhang klingen sie natürlich ganz anders als auf dem Klavier oder im Chorgesang und in klassischen Zusammenhängen, sie geben mehr Farbe als eindeutig irgendwo hinführen zu müssen. Ach, ich habe auch so viel zu lernen über Akkordprogressionen und Harmonik – die übliche klassische Kadenz läßt sich hier nicht anwenden und wo sie von 1750-1900 nachgerade Paradigma ist, da führt sie für mich als Singer-Songwriter eher dazu, daß ich mich im Kreis drehe. Was Texte angeht: Ich kann nicht sagen, warum es mir leichter fällt, Songtexte auf Englisch zu schreiben. Deutsch ist mir als Sprache für Lyrics unvertraut, beinahe peinlich, vielleicht, weil in meiner Muttersprache mein Perfektionismus um mindestens eine Zehnerpotenz gnadenloser zuschlägt und mich blockiert; ich kenne auch ganz wenige Künstler_innen, deren deutsche Liedtexte ich gerne anhöre. Die (immerhin doch vertraute) Fremdsprache agiert für mich als Filter, hinter dem ich irgendwie freier sagen kann, was mich bewegt. Und so erlaube ich mir, mich nicht unter Druck zu setzen, unbedingt in meiner Muttersprache singen zu müssen. Ich habe, was Sprache angeht, noch eine abwegige Idee, aber die ist noch alles andere als spruchreif.