Wollfärbedesaster.

So, hier ist mal wieder etwas Fasercontent! Ich habe gestern ein lang vorgehabtes Projekt angefangen – ich hatte einen bestimmten Farbverlauf im Kopf und 300g Bluefaced Leicester-Wolle, die ich in diesem Farbverlauf färben wollte.

Gestern habe ich dann endlich mal ein paar Stunden Zeit gehabt, das Wetter war gestern abend erträglich (nicht zu heiß, nicht allzu kalt, regenfrei) und ich habe mich endlich dazu aufgerafft. Also frei schnauze losgelegt: Wolle eingeweicht, Ashford-Farben angerührt, Wolle aus dem Einweichwasser genommen, auf einen aufgeschnittenen Müllsack auf dem Balkon ausgelegt und lustig angefangen, Farbe zu verteilen.

Nun… als ich fertig war mit dem Farbsoße-über-die Wolle-Kippen, war es schon duster. Und ich glaube auch, die Wolle war nicht mehr naß genug, als ich die Farbe draufgetan habe. Vielleicht war nicht genug Essig drin. Vielleicht war es nicht genug Farbflüssigkeit. Vielleicht war die Wolle, nachdem ich sie in Frischhaltefolie gewickelt und in den Topf (mit Dünsteinsatz und ausreichend Wasser drunter) verfrachtet hatte, nicht mehr gesättigt genug mit Farbsoße. Jedenfalls, als ich nach dem Kochen und Abkühlen-Lassen heute mittag das Zeug zum Ausspülen aus dem Topf nahm, enthüllten sich diese Farben.

S

Pastell! Gna!
(Auf dem Bild kommt es dunkler raus, als es tatsächlich ist.) Ich glaube, ich muß mir da nochmal irgendeine Anleitung zu „wie handpainte ich einen Kammzug“ reinziehen. Irgendwas muß ich falsch gemacht haben, daß das so pastellig geworden ist.
Zwischendrin fragte ich mich beim Ausspülen auch: „Warum mache ich mir eigentlich diesen verdammten Aufwand, Wolle selbst zu färben?“ Es gibt einen sehr handfesten Grund dafür: Ich habe nämlich für dieses Projekt einen bestimmten Farbverlauf im Kopf, den ich so noch nirgends zu kaufen gesehen habe. Und schon nach den ersten 15g, die ich von dieser Wolle vor dem Färben gesponnen habe, weiß ich: Ich liebe Bluefaced Leicester! Fein, langfaserig, spinnt sich unheimlich gnädig zu feinem, gleichmäßigem Garn, schöner Glanz und kratzt kein bißchen auf der Haut.

Dieser Kammzug wird jedoch evtl. das erste, was ich auf ravelry als „will trade or sell“ einstelle. Je nachdem, wie die Farben nach dem Trocknen rauskommen und wieviel unerträglich pastellig geworden ist, schaue ich mal, was ich damit mache…

Und zu allem Überfluß gingen auch noch meine Putzhandschuhe kaputt. Das einzige Paar Handschuhe für diese Zwecke in meinem Haushalt. Meine Fingernägel sind immer noch blauschwarz verfärbt; damit ich mich morgen wieder unter Leute wagen kann, ist wohl heute abend eine Pflegeorgie (Peeling, Feilen, …) angesagt. Für dieses Ausmaß an verfärbten Fingern (und die ganze Arbeit mit dem Färben) hätte ich doch gerne ein gelungenes Projekt gehabt, aber naja… es ist, wie es ist.

Was lernen wir daraus?

  • Anleitungen lesen, bzw. vorher recherchieren, ist manchmal sinnvoll. Aber aus Fehlern wird $mensch klug.
  • Färbeaktionen auf den Balkon besser mit reichlich Tageslicht-Reserve timen.

Die fertig gesponnene Wolle, die ich mitgefärbt habe (rechts unten im Bild), ist übrigens so intensiv geworden, wie ich es mir gewünscht habe.
Und wenn jemand beim Anblick der Farben denkt: „Will ich haben! Genau meins!“, dann sagt mir bitte bescheid. Ich mache auch nochmal gute Fotos, wenn die Geschichte getrocknet ist.