Periodentracking und meine Wünsche

So – mal wieder was Technisches, über das ich mir letztens Gedanken gemacht habe. Wer sich vor dem Thema Menstruation ekelt, sollte den Rest des Artikels nicht lesen.

Über die rosa Blumenhölle, in die mensch auf der Suche nach Periodentracking-Apps gerät, haben die femgeeks vor einiger Zeit geschrieben. Mich tangierte das dann vor ein paar Tagen, als ich mir dachte: mein chronisches Menstruations-Buchführ-Versagen (führt dazu, daß ich Gynäkolog_innen nie sagen kann, wie lang denn mein Zyklus ist) könnte ich doch eventuell mit technischer Hilfe in den Griff kriegen.

Bisher hatte ich so einen kleinen papierenen Menskalender, aber ich vergaß immer, ihn rauszukramen, solange ich die Daten noch im Kopf hatte. Das ist im Zweifelsfall erstaunlich kurz, schon eine Woche danach kann ich den genauen Beginn meiner Blutung vergessen haben. Die Motivation durch Verhütungsrelevanz entfällt bei mir aus Gründen.

Und da sind wir auch schon bei dem Punkt, der mich nervt: Die meisten Apps sind so heterozentristisch und menstruierende Menschen, die keine Frauen sind, kommen da gar nicht vor. Dieser stete Fokus auf Verhütung/Schwangerwerden aller Apps bis auf Periodical nervt mich. Sex, so scheint es, wird meistens gleichgesetzt mit ungeschütztem heterosexuellem Penis-in-Vagina-Geschlechtsverkehr. Icons für Geschlechtsverkehr oder Horny-Sein zeigen Mann und Frau oder entsprechende Symbole. Das sind so kleine Nadelstiche, die mir mein Anderssein unter die Nase reiben und wo ich gleich keinen Bock mehr habe. Und überall dieses Rosa und diese Blümchen, da verlangt es mich ganz dringend nach einer Kettensäge oder einer großkalibrigen Schußwaffe!

Eine rühmliche Ausnahme gibt es. Periodical ist mir noch ein wenig zu spartanisch – keinerlei Möglichkeit, Begleitsymptome zu erfassen, auch die Blutungsstärke kann ich nicht erfassen, und die Länge der Blutung konnte ich auch nicht einstellen (die variiert nun mal von Person zu Person). Ich werde die App mal beobachten, ist ja noch in einem sehr frühen Stadium – vielleicht entwickelt sich da was Gutes.

Wenn ich schon eine App zum Periodentracking verwende, möchte ich das gerne für ein bißchen Selbstbeobachtung nutzen. Um meinen Zyklus besser zu kennen, um bei bestimmten Reaktionen – z.B. Gier auf bestimmte Lebensmittel (einen generell größeren Appetit verzeichne ich nämlich da nicht) oder bei bestimmten Stimmungslagen – meine Hormone mit einrechnen zu können. Wenn ich nämlich weiß, daß z.B. die aus heiterem Himmel zu Tode betrübte Phase wahrscheinlich an den Hormonen liegt, nimmt dem das den Stachel, ich kann mich drauf einrichten und weiß, daß das sehr schnell vorbeigehen wird. Und ich wüßte auch gerne mal, wie ausgeprägt mein PMS tatsächlich ist. Außerdem – ganz praktisch gedacht: wenn ich kalkulieren kann, wann es das nächste Mal soweit ist, fällt’s mir vielleicht auch leichter, mich vorzubereiten (Stichwort Hygieneartikel dabei haben).

Trotz des Fokus auf Fruchtbarkeit bzw. Verhütung deckt diese Bedürfnisse noch am ehesten Ovuview ab. Das hat dankenswerterweise auch ein paar nicht-rosa Farbschemata mit an Bord.

Wäre ich der Android-Programmierung kundig, würde ich ja einfach mein eigenes Ding machen. Um das so zu machen, wie ich’s gern hätte, müßte ich wahrscheinlich auch noch ein bißchen Mathematik lernen (meine Erinnerungen an Statistik sind recht nebelhaft). Aber da ich schon genug anderes habe, was mich interessiert, lebe ich jetzt wohl erstmal mit dem, was es schon gibt bzw. was andere proggen.

4 thoughts on “Periodentracking und meine Wünsche

  1. hihi, genau das rosa -wann-kann-ich-schwanger-werden-oder-nicht-blabla hat mich bisher von allen apps abgehalten. Ich hätte gerne eine in coolem Grau, wo ich ausser dem Zyklus noch bestimmte Beobachtungen eintragen kann und gut. Irgendwie ein bissel technischer. hab nichts gefunden und deshalb druck ich mir Anfang eines Jahres meine Exceltabelle aus, wo die Mondphasen drin sind (da merk ich mir, wann es soweit ist) und genügend Platz für Notizen und gut. Das hängt gut einsehbar an der Pinnwand und wenn ich vergesse was einzutragen, schaffts Männe an meiner statt. Und Tochterherz trägt ihre Termine auch ein und gut. Aber ne mobile schicke coole App… wäre schon cool. In Grau. Nicht in diesem Nerv-Mens-Blau aus der Werbung 😉 LG irka

  2. Den Beitrag habe ich jetzt schon einige Zeit im Hinterkopf. Was muesste so eine App nun eigentlich erfassen? Das Anfangs- und Enddatum? Und dazu noch Begleitsymptome? Dann koennte daraus ja schon die Dauer bestimmt werden. Sie schreiben ja „Um das so zu machen, wie ich’s gern hätte, müßte ich wahrscheinlich auch noch ein bißchen Mathematik lernen (meine Erinnerungen an Statistik sind recht nebelhaft).“; aber wie haetten Sie’s denn nun gern? 😉 Da koennte ich jetzt nur raten aber beim Stichwort Statistik waere ja denkbar, Vorhersageintervalle fuer die naechste Blutung zu berechnen, sozusagen, nach der Art „Naechstes Mal ist zwischen dem 12. und 15. April mit Wkeit 95%“ (zB), natuerlich unter einer passenden Verteilungsannahme fuer die Wartezeit zwischen den Blutungen. Dann koennte frau ja schonmal ab dem Startzeitpunkt anfangen, Hygieneartikel mitzumehmen; waere sowas interessant? Je nach der Verteilungsannahme muessten die entsprechenden Formeln eigentlich nur nachgeschlagen werden..

    Ansonsten, unabhaengig davon, waere Android-Programmierung ja schon interessant; ich habe ja selbst erst seit Kurzem so ein Handy und nachdem es anscheinend reicht das ein einer Sprache zu schreiben, die auf der JVM laeuft, koennte ich mich fast dazu motivieren. Auf Java selbst haette ich grade nicht so viel Lust.

  3. Wozu ich die Statistik noch brauche: Um z.B. nach ein paar Zyklen einen Durchschnitt an verschiedenen Datenpunkten zu haben, z.B. „Durchschnittlich ist meine Blutung am 2. Tag am stärksten“ – oder eine Antwort auf „Sind’s jetzt die Hormone oder bin ich mies drauf?“, oder „Habe ich einfach so einen Jieper auf Schokolade oder bin ich prämenstruell?“

    Vorhersage und Zykluslänge ist halt nicht alles. Für mich ist der Aspekt „Quantified self“ minus den zwanghaften Fokus auf Fertilität und minus hetero- und paarnormatives Gedöns dabei recht wichtig.

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