Ein Vierteljahr Freiburg.

Mir wird gerade erst bewußt, daß ich jetzt ein Vierteljahr und 3 Tage hier wohne. Und ich wurde heute gefragt, wie’s mir denn jetzt so geht, als Ex-Berlinerin in Freiburg.

Vielleicht kann ich noch nicht alles so wirklich beurteilen. Aber: Es geht mir schon mal sehr gut hier. Das Klima war anfangs gewöhnungsbedürftig für mich: nicht wegen der Wärme (paradiesisch für mich!), sondern weil die Luftfeuchtigkeit hier im Schnitt deutlich höher zu liegen scheint als in Berlin. Das merke ich an meiner Schamanentrommel, deren Fell hier öfter mal schlaff bis zur Tonlosigkeit ist, aber auch daran, daß Wäsche langsamer trocknet.

Die Freundlichkeit der Leute habe ich schon erwähnt. Und in meinem Alltag vermisse ich eigentlich nichts. Immerhin: Auch das hier ist eine Großstadt.Was ich aber unterschätzt habe, war, wie viel mir die Landschaften hier geben. Spontane Ausflüge mit Wurzelfrau und lastfuture führten mich schon in den Hochschwarzwald und ins Elsaß. Ich mache manchmal Umwege von der Arbeit nach hause, um schöne Strecken durch den Wald zu gehen – was manchmal wirklich steile Serpentinenwege hinauf und hinunter bedeutet. Manchmal bleibe ich auf einem Höhenweg stehen und genieße die unglaubliche Aussicht. Sowas gibt’s in der Ebene einfach nicht. Und überhaupt: Wald in Reichweite eines Spaziergangs. Einfach toll, das. Danach habe ich mich in Berlin ja regelrecht verzehrt.

Der Intellekt ist rege wie eh und je – nur die mangelnde Zeit hindert mich daran, viele lange und komplexe Posts zu schreiben. Ich lese anspruchsvolle Bücher und wenn mich nicht alles täuscht, dann ist eine Zeit des regen Podcastens angebrochen. Aus Berlin wegzuziehen, hat meiner feministischen Radikalität keinerlei Abbruch getan. Wenn ich mich jetzt auch manchmal exponierter damit fühle, hat sich wenig geändert, denn schon in Berlin fand Feminismus für mich hauptsächlich im Netz statt.
Und wenn ich mal Zeit habe, Sachen zu tun, dann ist jetzt eh gerade Songschreibesommer.

Allgemein ist fühle ich mich, als hätte jemand einen dicken fetten Hemmschuh weggenommen. Befreit. Jetzt kann ich ein paar neue Baustellen angehen – die die ganze Zeit da lagen und nicht angegangen werden konnten, weil ich so auf Abruf lebte und mir das im Weg stand.