Befindlichkeitsupdate.
Ich habe in letzter Zeit hier nicht so viel geschrieben, was aber nicht dran liegt, daß nichts los wäre. Die Tage ziehen vorbei, und ehe ich mich versehe, ist schon wieder Abend, ist schon wieder eine Woche, ein Monat vorbei…
Deswegen hier mal ein etwas längeres Wie-es-mir-geht-Update:
Was ich grad so mache
- Einen Job suchen.
- Ausmisten. Ich stelle gerade immer mal wieder Sachen in die Bucht, und für gute, noch tragbare Kleidung habe ich einen Kleiderkreisel-Account eingerichtet.
- Spirituelles. Ich habe diese Woche sehr viel für ein Buchprojekt geschrieben, das ich seit Jahren machen will, und gerate dabei an ein paar wunde Punkte. Unter anderem mein Gefühl, permanent das Rad neu zu erfinden.
Es regt sich auch recht stark der Wunsch nach einer gemeinsamen Praxis mit anderen vor Ort. (Die Nornirs Ætt ist toll und ich gebe sie nicht mehr her, aber wir sind eben so weit voneinander entfernt.) Da bin ich jedoch gerade noch immer nicht 100% klar, was meine must-haves sind, wo ich kompromißbereit bin und was für eine Art von Gruppe ich will, ob nicht vielleich erst einmal ein Freiburger Heidenstammtisch eine Initiative wert wäre…
Auch wenn ich seit ein paar Wochen darüber rumjammere: Irgendeine Spiri-Gruppe um der Spiri-Gruppe willen brauche ich nicht; ich habe durchaus ein paar Ansprüche, über die zu verhandeln ich nicht bereit bin (die wichtigsten davon: ich will weg von Wicca-geprägten Paradigmata, weil sie einfach nicht meins sind, hin zu eher reconstructionist-inspirierten, und ich will eine queer positive Praxis). - Wolle verarbeiten. Letztes Jahr bekam ich ja Rasenmäherwolle geschenkt. Es hat tatsächlich bis heute gedauert, bis ich den letzten Teil davon gewaschen habe! Der trocknet jetzt gerade auf meinem Balkon.
Das Ganze zu kardieren, wird wohl noch länger dauern, und bis das Ganze dann versponnen, verzwirnt, gewaschen und schließlich zu Kleidung verarbeitet ist, bin ich wohl mindestens bis in den Herbst hinein beschäftigt. Immerhin weiß ich schon, was einmal daraus werden soll: diese kurzärmelige Jacke.
Das Garn wird ein eher rustikales, dickes Cablégarn, und derzeit habe ich nicht vor, es zu färben. 130g sind schon fertig. Ich bin sehr zufrieden damit. So sieht’s aus:
Das Ding mit dem Auf-Abruf-Leben und Freundschaften
Die Jobsuche bringt es mit sich, daß ich vielleicht umziehen muß. So wenig ich das will. Ich habe mal wieder dieses doofe Gefühl, daß sich der Alltag als Immergleiches hinzieht, aus dem ich viel zu selten rauskomme, die Zukunft aber trotzdem nicht planbar ist, und zwar über normale Unwägbarkeiten hinaus. Es kann sein, daß ich in ein paar Monaten keine Zeit für Ding XY habe, auf das ich mich jetzt einlasse, oder nicht mehr hier bin. Und ich bin es leid, mich deswegen selbst einzuschränken.
Ich habe mir in den letzten Berliner Jahren was Destruktives angewöhnt, nämlich zu wenig Verbindliches mit Anderen zu machen und mich in mein Schneckenhaus zurückzuziehen. Es gab ein paar Events, zu denen ich gegangen bin, aber die hatten einen recht beliebigen Charakter und ich habe eigentlich recht wenig mit den Leuten gemacht im Sinne von gemeinsam was auf die Beine gestellt oder so. Auch der Chor hatte sowas: ich bin da einmal in der Woche hingegangen, auch mit den Leuten auf Chorfahrt gegangen, habe Auftritte mitgemacht, aber sonst hatte ich mit den Leuten nichts zu tun.
Und jetzt? Jetzt mache ich gerade so weiter. Oberflächlich rechtfertige ich das damit, daß ich nicht großartig Dinge anfangen will, die ich vielleicht sechs Wochen später schon wieder verlassen muß.
Geld und Mobilität spielen auch eine Rolle. Zwar ist das mit der Mobilität ein wenig entschärft, seit ich endlich wieder ein Fahrrad besitze, aber wenn Treffen in Gaststätten stattfinden, dann sind davon auch nicht jede Woche zwei drin. Leute außerhalb von Freiburg besuchen ist nach wie vor nicht oder nur ganz ausnahmsweise unter sehr glücklichen Umständen möglich. Zu hause rumsitzen hat den definitiven Vorteil, daß eins dabei kein Geld ausgibt (OK, es sei denn in Form von Internetshopping, aber ich habe definitiv keinen nervösen Bestellfinger).
Andererseits gibt es eine Freundschaft, die in letzter Zeit sehr intensiv geworden ist, mit mehreren langen Telefonaten pro Woche – aber auch diese Freundin wohnt ein paar hundert Kilometer entfernt.
Es gibt eine kleine Gruppe von queerfeministischen Leutchen, mit denen ich gelegentlich mal Google Hangouts mache, die ich immer wieder sehr schön finde.
Irgendwie bin ich zerrissen. Diese Sachen im Netz und auf Distanz sind total schön, aber ich will sowas auch vor Ort, im meatspace, wie der Nerd-Jargon es nennt. Das ist was, das zu kultivieren ich wieder lernen will, und ich will mich von möglichen Veränderungen in der Zukunft nicht davon abhalten lassen.
Die Situation jetzt unterscheidet sich in einem Punkt recht markant von meinen letzten Berliner Jahren: Hier will ich bleiben! Und darum könnte ich das mit dem Mich-auf-was-Einlassen eigentlich mal machen.
Und: Ah ja, Verzettelung, meine alte Freundin. Es gäbe ja so viel, was ich tun könnte. Fange ich viel davon an und lasse es dann wieder liegen? Oder mache ich am Ende vor lauter Angst, mich zu verzetteln, nichts?
die Verbindlichkeit. eine eher flüchtigeBekannte meinerseits. nnach 10 jahren Rückzug aufs private, also wirklich 4 Wände, bin ich vor zwei jahren losgezogen, weil ich spürte, dass es dran war. und habe mich zu einem orientierungskurs angemeldet übers frauenbildungshaus. da wurde mit uns feministisch-spirituell gearbeitet, es ging im Neuorientierung, jobsuche, soziales, Gesellschaft. für mich der abschluss meiner verpuppung. ich konnte schlüpfen und hab das fliegen gelernt. anders als vorher. und jetzt knüpfe ich neue Bande, es entwichelt sich… aber ich muss immer noch aufpassen nicht in alte muster zurück zu fallen.