Hermannsdenkmäler, Nationalismus, Rundballtreterei
Mir spülte es nach dem Halbfinalspiel der Männerfußball-WM so ein Bildchen in die FB-Timeline, wo die Jesus-Statue über Rio de Janeiro durch das Hermannsdenkmal ersetzt wird. Warum es mir da spontan den Magen zusammenzog, kann eins sich denken, wenn eins mal kurz die Rezeption der Arminius-Geschichte im 19. Jh. anschaut.
Das ist das Denkmal, eine Kolossalstatue, die südwestlich von Detmold im Teutoburger Wald steht:
Arminius wurde damals als eine Figur der „nationalen Einheit“ in Anspruch genommen – im Kontext eines Nationalismus, der sich gegen andere Nationen, vor allem gegen Frankreich, richtete. Diese Statue ist zugleich ein Musterbeispiel der Inanspruchnahme von vorchristlicher Geschichte Europas für aggressiven Nationalismus und für den Germanenmythos, der heute als Grundlage eines rechten politischen Weltbildes dient.
Zur Info: Arminius war derjenige Cheruskerfürst, unter dessen Kommando im Jahr 9 n.Chr. germanische Stämme im Teutoburger Wald drei römische Legionen in der sog. Varusschlacht vernichtend schlugen.
Info Nr. 2: Germanische Stammesgesellschaften kannten keine „Nation“, und ihre Fürsten hatten nicht die autoritäre Herrscherfunktion, die das 19. Jh. ihnen zuschrieb. Und überhaupt: Germanische Stämme ≠ Deutsche. (Ich schreibe „germanische Stämme“, weil „Germanen“ eine Fremd- und Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Stämmen ist.) So einfach ist das.