Warum ich gerne ein Nerd bin

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Wenn man sich wie ich immer schon für Dinge interessiert hat, die der Umwelt seltsam erscheinen, und das in einer Intensität, die anderen abwegig erscheint, dann wird man von vielen abqualifiziert. Als Sonderling, als Misfit – und das aber nicht als Abwertung anzunehmen, sondern es zu wenden, die stolze Selbstbezeichnung „Nerd!“ daraus zu machen: das ist ein Gedanke, mit dem ich mich anfreunden kann. Auch, weil ich mich gegen die „Kind, mußt du es dir so schwer machen?“- oder „Schwarz biste, schwul biste, jetzt mußt du auch noch Jude werden“-Anwürfe wehren muß. Ich habe mir nicht ausgesucht, mich für „exzentrische“ Dinge zu interessieren. Ich kann versuchen, mich auf Normalmaß zurechtzustutzen, indem ich mir verbiete, mich mit allzu seltsamen Dingen zu beschäftigen oder wenigstens das Interesse dafür nicht nach außen zeige. Ich könnte versuchen, mich oder wenigstens mein nach außen gezeigtes Bild zu einem vollkommen „normalen“ Menschen ohne „abschreckende“ Eigenschaften, der nirgends aneckt, zu machen – wenn es möglich wäre, wäre das Resultat jedoch farblos und ultimativ langweilig. Bei vielen meiner Leidenschaften ist das Energieverschwendung und obendrein vergeblich. Genauso gut kann ich ohne Scham dem nachgehen, was mich gerade begeistert: das ist wesentlich besser fürs Selbstwertgefühl. Und wer definiert schon, was normal und was exzentrisch ist?