Respekt für Weiblichkeiten I: lesbisch = maskulin? Biographische Notizen
Letzten Herbst kam ein Buch heraus, das ich mit großer Vorfreude bestellt und mit gemischten Gefühlen gelesen habe: Femme! – radikal – queer -feminin. Dieses Buch hat so viel in mir angestoßen, daß ich es nicht nur rezensieren will, sondern es mich dazu angeregt hat, mich ausführlicher mit dem Thema Feminität/Weiblichkeit auseinanderzusetzen – aus meiner ganz eigenen queeren Perspektive natürlich, denn die führt zu noch einmal anderen Debatten, als das Thema in heterasexuellen Kontexten auslöst.
Eine Anekdote aus dem Leben meiner Mutter beleuchtet recht treffend, worum es geht.
Meine Mutter ist nämlich eigentlich eine butch – wenn sie sich auch bisher als hetera identifiziert. Sie trägt ihre Haare höchstens streichholzlang, mag schnörkellose, praktische Kleindung, ist Kampfsportlerin, gestandene Geschäftsfrau und kann, was sonst im allgemeinen Männern zugeschriebene Eigenschaften wie Durchsetzungsstärke, Rationalität, Entscheidungsfreudigkeit und auch Aggressionspotential angeht, so manchen Macho-Mann in die Tasche stecken. Nun arbeitet sie aber auch schon seit Ende der 80er Jahre in der Kosmetik und trägt natürlich „im Dienst“, wie in der Branche üblich, etwas femininere Kleidung – da waren gerade in ihren ersten Jahren in der Branche auch mal Rock und Pumps darunter. Und das dezente, aber wahrnehmbare Make Up darf natürlich auch nur in Ausnahmefällen fehlen.
Nun ist sie auch eine gestandene Feministin und ging in den Achtzigern gerne auch mal nach der Arbeit kurz im Frauenbuchladen vorbei.