Politinduzierter Verdruß
Es geschehen in Deutschlands Politik Dinge, die mich zwängen, mit Dauerfacepalm durch die Gegend zu laufen, würde ich mich nicht entscheiden, daß Galgenhumor Leben rettet. Ich habe ein Studium unter widrigen Bedingungen durchgehalten, ich habe ein Jahr Abhängigkeit von einem bürokratischen Moloch durchgestanden – da werden mich so ein paar Politikerdarsteller nicht unterkriegen. Doch gelegentlich gibt es Tage, wo es besser für meinen Blutdruck ist, kein Radio einzuschalten. Und manchmal bemerke ich, in welcher Haltung ich mich durch die Gegend schleppe, frage mich, wo der stolze, aufrechte, energische Gang hin ist, den ich früher mal hatte, warum ich mich immer öfter dabei ertappe, grübelnd, zornig oder sorgenvoll die Stirn in Falten zu legen und meine Mundwinkel allzu oft nach unten hängen. Da hat sich in den letzten 5 Jahren ein ständiges Gefühl von Überlastung, so ein depressiver Grauschleier über dem Alltag, eingeschlichen. Ob das nur mein individuelles Pech ist oder doch einen gesellschaftlichen Hintergrund hat? Keine Ahnung.
Es häufen sich, vor allem, wenn die politische Kaste mal wieder irgendein unausgegorenes Gesetz verabschiedet, die Momente, wo ich den Impuls habe: “Auswandern!!”, jedoch dicht gefolgt von einem: “Ja, scheiße, wohin eigentlich?” Denn mir fällt so auf die Schnelle kein Land ein, in dem es so generell besser wäre – was Überwachung, Bürgerrechte, Lebensqualität als nicht-männlicher, nicht-hetero-Mensch und so angeht.
Und dann: Ich lebe verdammt gerne in Mitteleuropa.