Esoterik und Esoterikkritik, Teil 4: Welche Kritik trage ich mit?

Letzten Herbst habe ich eine Serie über die Kritik am Esoterischen begonnen und einen vierten Teil versprochen. Besser spät als nie: Hier ist er.

Es sollte aus meinen letzten Teilen klar geworden sein, daß ich mich nicht guten Gewissens klar von „esoterischen“ Dingen abgrenzen kann, da der Begriff „Esoterik“ so schwammig ist und in Deutschland nach Belieben auf jede nicht kanonisierte, formalisierte und organisierte spirituelle/religiöse Praxis angewandt wird – und ich will mich in diesem Punkt einfach nicht ent-solidarisieren mit anderen, die nonstandard spirituality und nonstandard beliefs leben.

Meine spirituelle Praxis ist für mich unverzichtbar und empowernd. Sie hat nichts damit zu tun, kackscheißige Zustände zu zementieren. Ganz im Gegenteil: Sie stützt und ermutigt mich daran, meine nicht-normativen Aspekte zu leben und andere Denkweisen zu finden – sie ist subversiv.

Es sollte klar geworden sein, daß mich am esoterischen Markt etliches nervt und daß diese Szene für mich alles andere als gemütlich ist.

Wie jedoch sieht eine Kritik an Esoterischem aus, die ich mittrage?

„Das ist esoterisch“ an sich reicht für mich als Argument ebenso wenig wie „das geht nicht konform mit dem (konventionellen) naturwissenschaftlichen Weltbild“. „Unwissenschaftlichkeit“ ist nur dann etwas Kritikables, wenn Wissenschaft in der gegebenen Situation tatsächlich das einzige angemessene Paradigma ist. Analoges gilt für „das ist irrational“ – (westlich, weiß, maskulin konstruierte) Rationalität ist nicht immer ein sinnvolles Wertungskriterium.

Gesehen: Interstellar

Dieser Blogpost kann Spoiler enthalten.

Als ich diesen Trailer sah, dachte ich mir: Ja, das könnte interessant werden.

Einige meiner Freund_innen meinten ja, das risse sie nicht vom Hocker. Für mich war’s spannend, mal einen Scifi-Film zu sehen, der deutlich realistischer und näher an der heutigen Raumfahrt zu sein schien als die meisten Space Operas, die ich bisher so gesehen hatte. Natürlich sind so einige Sachen enthalten, die heute technisch noch nicht möglich sind und von denen auch nicht erklärt wird, wie sie funktionieren (z.B. die Antriebe).

Eins kann sehr verschiedener Meinung über den Film sein. Die Special Effects sind ziemlich großartig, das Wurmloch sieht mal nicht aus wie ein typisches Scififilm-Wurmloch. Und dann ist da die absolut großartige, manchmal nachgerade gewalttätige Musik von Hans Zimmer und die unheimlich starken Bilder.

Ich kann jedoch keine definitive Empfehlung abgeben, ob eins den Film nun sehen muß oder sollte – das ist IMHO so ein Film, der manchen Leuten Spaß macht, anderen weniger, und wieder andere werden ihn hassen.

Nach dem Link kommen ein paar potentielle Spoiler.

Esoterik und Esoterikkritik, Teil 3: Was ich tatsächlich zu kritisieren habe.

Nachdem ich im letzten Teil ein Loblied auf die Dinge gesungen habe, die ich an meiner Praxis als empowernd, befreiend und gut empfinde, will ich jetzt die Dinge ansehen, die ich selbst im esoterischen Feld als kritikabel und problematisch empfinde. Darunter ist etliches, was ich selbst nicht mittrage, womit ich aber immer wieder in einen Topf geschmissen werde, weil meine Praxis ja nach wie vor zum „lunatic fringe“ gerechnet wird; was jedoch nicht heißt, daß ich bereit bin, diejenigen Teile meiner Praxis, die als ‚irrational‘, ‚esoterisch‘ oder ‚okkult‘ markiert sind, auszugrenzen, um bürgerlichen Ideen von einer ‚seriösen Religion‘ zu entsprechen.

Die Sache mit dem Kommerz

Esoterik ist ein kommerzialisiertes Feld und zugleich mit einem Tabu behaftet. Das Bild, das im Bewußtsein der Mehrheit davon existiert, ist jenes der kommerzialisierten Esoterik, die Kackscheiße galore (re)produziert und gelegentlich sogar zu destruktiv-manipulatorischen kultartigen Dingen wird.

Esoterik und Esoterikkritik, Teil 1: Definitionsversuche

Im einleitenden Teil dieser Reihe habe ich mir als ersten Teil eine Definition des Gegenstands vorgenommen. Diese Definition – oder ihre Unmöglichkeit – scheint mir nämlich in der Betrachtung von „Esoterik“ wichtig zu sein, und sie git mir auch Hinweise, warum viele meiner spirituell aktiven Freund_innen es ablehnen, ihre jeweiligen Praktiken als „esoterisch“ zu begreifen.

Mein großes Problem mit dem Begriff des Esoterischen ist seine Schwammigkeit; darüber hinaus der pauschalisierende Charakter, der ihm gerne innewohnt.

Genervte Spiritante ist genervt.

Ich hatte ja Mitte Juni einen Artikel in der an_schläge erwähnt, über den ich mich geärgert habe. Dieser Ärger ist nachhaltig geblieben, und die ganze Zeit trug ich den Wunsch mit mir herum, einen Artikel dazu zu schreiben, der sich gewaschen hat. Nun ist das Notizenmachen für diesen Artikel etwas ausgeufert, und es wird eher eine Artikelserie als ein einzelner Artikel.

Ich bin jedenfalls nicht allein mit meinem Ärger:

Zuerst einmal stehen auch feministische Zusammenhänge heute weitgehend in der materialistischen Tradition der Linken: Wenn etwas nach „spiri“ oder „esoterisch“ riecht, dann ist der Verdacht nahe, eins wolle sich auf ein bequemes, erzbiologistisches Bild vom natürlichen Geschlecht, das schon immer da war und mit dem eine nur ins Reine kommen muß, zurückziehen.