Bi-Feindlichkeit und Heteronormativität: Erfahrungen einer lesbischen femme.

Im folgenden Text schreibe ich „Frauen“ ohne Genderstern, wo die Zusammenhänge, in denen ich unterwegs war, derart frei von genderqueerness und trans* waren, daß es sich faktisch immer im cisgender-Frauen handelte, mit denen ich zu tun hatte.

Ferner beschreibe ich in diesem Text eher die Konzepte, die über Bi so im Schwange waren und mit denen ich zusammenstieß, als ich in der Gothicszene unterwegs war, als daß ich versuche, über Bisexuelle an sich zu reden. Ich möchte lesbische Bi-Feindlichkeit nicht mittragen und nicht mit reproduzieren!

edit 04.12.2014, 18:30: Ich vergaß: Kiturak und Puzzlestücke haben mir schon vor längerem wertvolle Anstöße für diesen Text gegeben. Danke dafür. [edit Ende]

Immer wieder poppen in meiner Timeline Diskussionen über Bi-Feindlichkeit auf. Ich möchte meine Erlebnisse dazu mal in die Waagschale werfen; ich hatte schon lange das Bedürfnis, mir meine Erlebnisse in dieser Hinsicht und meinen Kampf damit, blöde Konstruktionen von Bi für mich anders aufzulösen als mit dem in Lesbenkreisen anzutreffenden „no bi“ (sprich: „Bisexuelle kommen für mich als Partnerinnen nicht in Frage“), von der Seele zu schreiben.

Es sind besonders die Jahre 1999-2002, die ich in dieser Beziehung lebhaft und schmerzhaft in Erinnerung habe. Die Diskussionen auf der Gothiclesben-Mailingliste habe ich noch ein paar Jahre länger, etwa bis 2006/07, beobachtet.

Die Konstruktion weiblicher Bisexualität in der Goth-Szene

Meine Begegnugnen mit Bisexualität haben sehr viel zu tun mit der Gothicszene. Ich war von 1999 bis ca. 2006 viel in dieser Szene unterwegs und habe sie einige Jahre als mein subkulturelles Zuhause betrachtet.

Yay, ich bin nicht privilegiert! Oder so.

Inhalts-Hinweis: In der zweiten Hälfte dieses Textes mache ich mir ausführlich Gedanken über Religion.

Meine FB-Timeline teilt gerade diesen Test rauf und runter, und ich habe ihn auch gemacht.

Ich finde den Test interessant, weil er deutlich macht, welche Erfahrungen eins gemacht hat. Ich finde ihn auch interessant, weil er Leuten vielleicht vor Augen führt, welche Erfahrungen sie nie gemacht haben. Viele in meiner Timeline reagierten mit einem „oh, hätte ich nicht gedacht“ angesichts eines Ergebnisses irgendwo zwischen 30 und 40 Punkten.

Der Test ist jedoch auch nicht nur in meinen Augen hochproblematisch. Distel hat hier ein paar Kritikpunkte aufgeschrieben, ich ergänze mal, was mir dazu noch einfällt.

Isolierter Privilegienbegriff, Absolutionscharakter und opression olympics

Ich finde ihn problematisch, weil er zu oppression olympics („aber ich bin doch viel diskriminierter als du!“) einlädt. Ich finde es auch schwierig, eindimensional in einer Zahl zu messen, wie privilegiert ich denn nun bin. Und was die eine als benachteiligenden Klotz am Bein empfindet, mag für den anderen eine befreiende Wahl sein und überhaupt sehr von den Umständen abhängen (zum Beispiel kein Auto zu besitzen – in manchen ländlichen Gebieten ein drastischer Mobilitätsmangel, in Städten mit gut ausgebautem ÖPNV dagegen oft kein Problem).