Hungrige Gespenster I. Ein Versuch, Emotionswirrwarr zu verbloggen

Heute schwappte so eine Debatte durch Twitter, die mich mitnahm. Es ging um das Privileg heterosexueller Menschen in Zweierbeziehungen, in der Öffentlichkeit zärtlich zu sein (z.B. durch Küssen und Händchenhalten). Normalerweise hätte ich mit in den Chor derjenigen eingestimmt, die sagen: ja, ist ein Privileg und Menschen in Hetero-Beziehungen sollen sich mal Gedanken machen, wieviel Raum sie damit eigentlich einnehmen! Nicht-Hetero-Menschen ernten nämlich recht zuverlässig dumme Sprüche, Beschimpfungen, Schläge und Schlimmeres, wenn sie das tun.

Aber der heutige Tag fällt in eine Zeit, wo meine Haut eh dünn ist und das Herz verwundbar, wo alte Traurigkeit bloß liegt und ich nah am Wasser gebaut bin.

Karriere? Geht mir weg.

Ich muß mich gerade mal aufregen.

Über die Mädchenmannschaft schwappte in den letzten Tagen so eine [Debatte über Arbeitskultur](http://maedchenmannschaft.net/fuer-eine-neue-arbeitskultur-in-europa/) in meine Timeline und regte eine Menge Gedanken dazu an.

Mein Eindruck: Die einzigen, denen gerade zugestanden wird, mit dem gängigen Modell von „Karriere gleich 50 Wochenstunden plus“ ein Problem zu haben, sind Menschen mit Kindern, vielleicht noch Menschen, die Angehörige pflegen.
Nicht nur denen macht dieses Modell das Leben schwer. Es gibt nämlich genug Menschen, die sich nicht mit ihrem Job identifizieren1 wollen. Menschen, deren eigentliches Leben nach Feierabend anfängt. Die sich vielleicht sozial engagieren wollen. Sind die faul? Ist es gierig, wenn der Grund für „keinen Bock auf 50-Stunden-Wochen und gute und angemessen bezahlte Arbeit wollen“ nicht lautet, für andere Menschen da sein zu wollen?

  1. Um Mißverständnisse zu vermeiden: „identifizieren“ kann sowohl bedeuten „es bestimmt meine Identität, ich *bin* mein Job“ als auch „ich stehe hinter dem, was ich mache, ich kann es ethisch und moralisch vollständig verantworten“. Ich will das letztere.

Das Ding mit dem Unbegabt-Sein

Ich frage mich gerade, was das eigentlich ist: so ein Redemuster, das ich vor allem von Frauen mitkriege, das mir total schräg runtergeht. Es funktioniert ungefähr so: „Toll, wie du XY kannst, ich bin da ja soooo unbegabt!“

Oft geht es dabei um Dinge, die ich mir selbst beigebracht habe. Ob’s nun ums Aufnehmen von Musik oder Sprache geht, um Computer, um Handarbeiten: in den allermeisten der Disziplinen, wo ich mit diesem Phänomen konfrontiert bin, bin ich selbst Autodidaktin.

Vom Leben ohne Fleisch

Weil ich durch eine Auseinandersetzung im privaten Rahmen gerade mal wieder damit konfrontiert worden bin, hier eine Betrachtung, die mit meinem sonstigen Themenmix wenig zu tun hat.
Ich lebe, seit ich 18 bin, zum größeren Teil fleischlos. Als Pescetarierin sitze ich dabei zwischen allen Stühlen. Ich esse vielleicht alle zwei Wochen mal ein wenig Fisch. Sonst: Gemüse und Getreide, Milchprodukte, wenig Eier. Und noch etwas seltener als Fisch gibt es Sojaprodukte.
Der Grund Nr. 1 für meine pescetarische Lebensweise: Ich habe mir abgewöhnt, Fleisch zu essen, weil es mir früher nicht geschmeckt hat. Es gibt noch einige weitere Gründe. Aber daß mir nichts fehlt und ich einfach kein Bedürfnis danach habe, ist mein Hauptgrund. Tierseuchen, Fleischskandale und die Art der Fleischproduktion in unserer Lebensmittelindustrie haben ihr Übriges getan, mir Fleisch zu verleiden. (Meine Eier schmecken mir übrigens auch nur noch von freilaufenden Hühnern, ebenso wie ich Vollkornbrot solchem aus Weißmehl vorziehe: sättigt mich mehr.) Aber es ist für mich keinerlei Entsagung. Auch wenn es mich dazu nötigt, mehr selbst zu machen und mich davon abhält, wirklich viel Dosenfraß zu essen.

Dessousdesaster

Es gibt Dinge, die kaufe ich besonders ungern, aber ich brauche sie nun mal. Schuhe zum Beispiel, oder BHs. Letztere gibt es in gängigen Klamottenläden fast nur noch mit diesen dämlichen vorgeformten Schalen, die bei mir mitnichten meine Oberweite stützen, sondern gegen die Schwerkraft ganz kläglich versagen und mir dann unangenehm drückend irgendwo auf der zehnten Rippe hängen. Oder aber sie haben tausend Rüschen und Schleifchen und vor allem Spitze oder Dekopaspeln, auf die meine Haut mit Juckreiz von epischen Ausmaßen reagiert. Und bei einem Modehaus mit zwei Buchstaben in Neukölln ist die Auswahl unterhalb von Übergrößen so gut wie nicht vorhanden.