Respekt für Weiblichkeiten II: Die ‚Generation L-Word‘ und ich
Irgendwann, es muß zwischen 2002 und 2004 gewesen sein, trat auf einmal ein neuer Typus Lesbe auf den Plan: feminin, modisch, sexy in ihrer Selbstrepräsentation. Ein Typus, der von Sabine Fuchs mit „Generation L-Word“1 bezeichnet wird, nach der amerikanischen Serie The L-Word, die sich in der lesbischen Szene großer Beliebtheit erfreute. Warum löste diese neue Weiblichkeit einen „Dafür habe ich nicht gekämpft!“-Impuls bei mir aus?
Bild: ipernity-user Le miroir de l’aube Ich mache das an drei Faktoren fest:
- Ihre konventionelle Weiblichkeit, die nahtlos kompatibel mit der Frauenzeitschrifts-Diät und Ganzkörper-Enthaarung war. Nun enthaare ich mich an ausgewählten Stellen auch (wenn ich Lust dazu habe), aber der Zwang, überall außer auf dem Kopf glatt und haarlos zu sein, ist mir zuwider. Wie sehr ich Schönheitsnormen mit einem kritischen Auge sehe, ja: daß das, was ich als schön empfinde, am konventionellen Geschmack vorbeigeht, war für mich auf einmal sehr greifbar. Diese neue Weiblichkeit kam mir hyperzivilisiert, wie aus Plastik, total künstlich vor.
- Konformismus. Auch diese Form von lesbischer Weiblichkeit war mir verdächtig, abermals strikte Normen aufzustellen und die auszugrenzen, die nicht dazu paßten. Dann eben nicht aufgrund von „zu weiblich“, sondern „nicht weiblich genug“.
- Fuchs, Sabine: Femme! radikal – queer – feminin. Berlin: Querverlag 2009, S. 15 ↩